Digitalisierung der ÜBA
Jährlich werden in der Akademie der Ärztekammer Schleswig-Holstein wichtige und vor allem praxisnahe Fähigkeiten und Kenntnisse in Form von mehrtägigen überbetrieblichen Ausbildungen (ÜBA) an die angehenden Medizinischen Fachangestellten vermittelt. Im didaktischen Fokus steht die Handlungsorientierung. Damit ist die ÜBA ein wichtiger Baustein, um eine qualitativ hochwertige und vor allem umfangreiche Ausbildung garantieren zu können. Um diesem Ziel auch weiterhin gerecht zu werden, wurden den Auszubildenden im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten und vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) durchgeführten Projekts „Digitalisierung der ÜBA“ eine zeitgemäße und moderne Lernumgebung zur Verfügung gestellt. Diese soll aber nicht nur dem direkten Lernerfolg der Auszubildenden dienen, sondern auch die Medienkompetenz dieser stärken. Denn der sichere Umgang mit moderner Informations- und Kommunikationstechnologie wird in der heutigen Arbeitswelt von vielen Arbeitgebern bereits vorausgesetzt.
Die ÜBA wird in kleinen Lerngruppen durchgeführt und hat eine grundsätzliche Dauer von einer Woche. Auszubildende, die nicht in einer allgemeinmedizinisch orientierten Facharztpraxis tätig sind, nehmen im Rahmen der ÜBA zur Vertiefung ihrer allgemeinmedizinischen Kenntnisse an zwei erweiterten überbetrieblichen Ausbildungen (eÜBA) teil. Absolvieren die Auszubildenden ihre Ausbildung in Betrieben wie der Bundeswehr, der Polizei, in Reha-Kliniken, Laboren, Gesundheitsämtern oder Privatarztpraxen, muss zusätzlich an einer viertägigen sogenannten überbetrieblichen Ausbildung zum Thema Verwaltung teilgenommen werden, da in den eben genannten Ausbildungsbetrieben die Vermittlung der vertragsärztlichen Abrechnung nicht gewährleistet ist.
Für den Unterricht werden verschiedene Räume genutzt, denen je nach Schulungsinhalt unterschiedliche Funktionen zukommen. Die Räume sind mit medizinischem Equipment ausgestattet und dienen der praktischen Wissensvermittlung.
Im Rahmen des Projekts wurden die Räume mit modernster Tablet-Technologie ausgestattet und Komponenten angeschafft, die notwendig sind, um das digitale Arbeiten im Rahmen der Telematikinfrastruktur so realitätsnah wie möglich nachzustellen.
Somit sollen in Zeiten der Digitalisierung folgende Punkte unseres Bildungskonzeptes bedient werden:
1. Vernetzung und aktives Arbeiten
Interaktionen zwischen den Auszubildenden und ihren Ausbilderinnen sollen gefördert werden. Es besteht die Anforderung den Frontalunterricht um eine aktive Unterrichtsgestaltung unter Einbeziehung der Schüler, zu erweitern. Diese Anforderung kann bspw. umgesetzt werden, indem die Tablets der Schüler mit dem Beamer verbunden werden, sodass diese ihre Gedanken und Ergebnisse eigenständig darstellen und diskutieren können. Dies würde zudem zur endgültigen Ausmusterung veralteter Technik, wie dem Overheadprojektor, führen.
Die Tablets werden nicht nur für die reine Digitalanzeige verwendet. Vielmehr ist es Ziel die Unterrichtsinhalte erlebbar und damit besser verständlich zu machen. So sollen die EKGs und Lungenfunktionstests an die Tablets gekoppelt werden. Die Ergebnisse erscheinen nicht mehr in Papierform, sondern werden digital erfasst und ausgewertet. Das Gleiche gilt auch für die im Labor erstellten Ergebnisse. Somit können dann vom jeweiligen Ausbilder unterschiedliche Patientenszenarien erstellt und mit den Auszubildenden geteilt werden. Wiederholungen können somit vermieden und ständig neue Herausforderungen generiert werden.
Da das Berufsbild einer MFA vor allem durch einen intensiven Patientenkontakt geprägt ist, ist das vorherige Training entscheidend für einen einfühlsamen und respektvollen Umgang. Für das Telefontraining sollen die Tablets zu einem realitätsnahen Training verhelfen. Zudem bieten diese den großen Vorteil, die Telefonate aufzuzeichnen und im Nachgang detailliert zu analysieren und für Schulungszwecke in der Klasse zur Verfügung zu stellen.
In der Stunde erstellte Inhalte und Lösungen können digital gespeichert und in weiterführenden Stunden wieder aufgerufen, mit anderen Gruppen geteilt und bei Bedarf weiter bearbeitet werden. Gelerntes wird somit wiederholt und vertieft.
2. Aktualität
Tagesaktuelle Informationsbeschaffung: Besonders das Gesundheitswesen ist von tiefgreifenden Veränderungen regelmäßig betroffen. Seien es gesetzliche Neuerungen oder neue medizinische Erkenntnisse. Natürlich ist eine ständige Neuanschaffung von Literatur aus ökonomischen und ökologischen Gründen nicht möglich. Daher müssen solche Neuerungen auf andere Art in den Unterricht eingebunden werden. Mithilfe der Tablets können tagesaktuelle Informationen und die jeweils aktuellste Version gesetzlicher Bestimmungen eingesehen und eBooks heruntergeladen werden.
3. Zukunftsorientiertes Arbeiten mit modernster Technik
Mit der Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes und dem Fortschreiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen wird zukünftig das Thema Videosprechstunde eine größere Rolle in den Praxen spielen. Im Rahmen unseres zukunftsorientierten Bildungskonzeptes muss daher auch der Prozess einer Videosprechstunde Bestandteil des Unterrichts sein. Auch dieser Punkt knüpft an der bereits erwähnten realitätsnahen und erlebbaren Vermittlung der Unterrichtsinhalte an.
Eine Umrüstung der Lehrräume entsprechend den Anforderungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, insbesondere denen der Telematikinfrastruktur, ist zwingend erforderlich um weiterhin eine realitätsnahe ÜBA anbieten zu können.
4. Ermöglichung des Einsatzes einer Lernsoftware zur Nutzung digitaler didaktischer Methoden
Der Einsatz der Lernplattform ILIAS ermöglicht es den Auszubildenden interaktive und digitale Lerntools zu nutzen. Außerdem kann mit einer Lernsoftware nach dem Prinzip der Gamification gelehrt und gelernt werden. Das Einbinden von multimedialen Inhalten, zum Beispiel eigens erstellte Erklärvideos, unterstützt dieses Prinzip. Die Auszubildenden sollen sich mittels der Software einen auf ihre individuellen Lernbedürfnisse abgestimmten, persönlichen Arbeitsraum gestalten können. Hierzu gehört u. a. das Anlegen von Lernkarten, die auch für Selbsttests genutzt werden können. Der Austausch der Auszubildenden über das Gelernte kann mittels einer Lernsoftware auch außerhalb des Unterrichts stattfinden. Hierfür können zum Beispiel Blogfunktionen und Diskussionsforen eingerichtet werden. Mit einem digitalen Handbuch wird das Wissensmanagement für die Auszubildenden erheblich vereinfacht. Hiermit ist außerdem das Kommentieren von Inhalten möglich, es können also Nachfragen gestellt werden, die im Unterricht noch nicht aufgekommen sind.
Das Projekt „Digitalisierung der ÜBA“ wird gefördert im Sonderprogramm ÜBS-Digitalisierung aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das Sonderprogramm wird durchgeführt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).