Ärztekammer zu den Plänen Praxisgebühr wieder einzuführen
Bad Segeberg, 17. Mai 2023.
Zu den geäußerten Plänen, die Praxisgebühr wieder einzuführen, sagt Ärztekammer-Präsident Prof. Dr. Henrik Herrmann:
„Mit der Praxisgebühr war die Hoffnung verknüpft, dass die Zahl der Arztbesuche zurückgehen würde. Heute wissen wir, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllt hat. Allenfalls wirtschaftlich schlechter gestellte Menschen schoben den Arztbesuch auf oder verzichteten auf ihn wegen der Praxisgebühr. Vor dem Hintergrund, dass Mitglieder der unteren sozialen Schichten deutlich häufiger und schwerer krank sind als die Besserverdiener, zeigt sich der Widersinn.
Durch die Praxisgebühr hatten Ärztinnen und Ärzte darüber hinaus einen enormen Verwaltungsaufwand, der im Praxisalltag zu einer echten Belastung wurde. Insbesondere für Hausarztpraxen war die Handhabung zum Quartalsanfang mit viel bürokratischem Aufwand verbunden, weil Patienten Überweisungen zum Facharzt innerhalb eines Quartals erhalten wollten, um eine erneute Zahlung beim Facharzt bzw. im Folgequartal zu vermeiden.
Wenn im gesundheitspolitischen Raum jetzt wieder davon besprochen wird, dass die Praxisgebühr ein gutes Instrument gewesen sei, zeigt, dass den Akteuren nicht bewußt ist, wie sehr Ärztinnen und Ärzte unter dem zusätzlichen bürokratischen Aufwand gelitten haben und wie sehr die Praxisgebühr ihr eigentliches Ziel verfehlt hat, das sie weder einer Steuerungs- noch Finanzierungsfunktion hatte. Über eine Wiedereinführung nachzudenken macht schlichtweg keinen Sinn.“
Praxisgebühr
Die Praxisgebühr war eine Gebühr für Arztbesuche, die 2004 eingeführt wurde. Diese Zuzahlung musste erbringen, wer gesetzlich krankenversichert war. Ziel der Maßnahme war es, Patienten dazu zu bewegen, von unnötigen Facharzt-Besuchen abzusehen und stattdessen den Hausarzt darüber entscheiden zu lassen. Die Praxisgebühr wurde 2012 abgeschafft, weil sie nicht den gewünschten Effekt erreicht hat.