„Bereichernd und herausfordernd“
Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein, in dem akut bedrohlich Erkrankte oder Verletzte teils über größere Entfernungen den jeweils geeigneten Kliniken zugewiesen werden müssen, kommt dem qualifizierten Rettungsdienst eine besondere Bedeutung zu. In diesem durch das Landes-Rettungsdienstgesetz geregelten System obliegt bei festgelegten Einsatzindikationen der Notärztin und dem Notarzt in Zusammenarbeit mit den Notfallsanitätern u.a. die Aufgabe der präklinischen Durchführung akut lebensrettender Maßnahmen und die Herstellung der Transportfähigkeit der Patienten.
Um den Bedarf an qualifizierten Notärzten und -ärztinnen zu decken, hat die Akademie der Ärztekammer frühzeitig Weiterbildungskurse angeboten. Diese stellen neben der klinischen Tätigkeit und den späteren begleiteten Notarzt-Einsätzen eine Voraussetzung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin dar.
Als wissenschaftliche Leiter dieser Kurse legen wir – neben der vollständigen Umsetzung des aktuellen (Muster-)Kursbuches Allgemeine und spezielle Notfallbehandlung der Bundesärztekammer – größten Wert auf eine möglichst praxisnahe Weiterbildung der zukünftigen Notärzte. Deshalb sind nahezu alle Referierenden des Kurses auch aktiv im Rettungsdienst tätig – als Notärzte, leitende Notärzte und/oder Ärztliche Leiter Rettungsdienst oder Rettungsfachpersonal.
Während des gesamten Kurses wird die praktische Umsetzung der Theorie in Fallbesprechungen und Übungsszenarien trainiert. Dabei ist ein wesentlicher Bestandteil des Kurses die Mitwirkung langjährig erfahrener (Lehr-)Notfallsanitäter, um auch in Klein- und Kleinstgruppen Algorithmen zu trainieren. So werden u.a. die aktuellen Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation an Trainingsphantomen geübt und als Bestandteil des Kurses geprüft und zertifiziert.
Die Besonderheiten dieser Ausbildung liegen nach unserer Einschätzung in der Zusammenarbeit von AGNN und den Kliniken unter dem organisatorischen Dach der Akademie und in der aktuellen Konzeption des Kurses mit folgenden Merkmalen:
- Optimale Relation von Ausbildern und Kursteilnehmern
- Unabhängigkeit von Sponsoren
- Verfügbarkeit moderner Lehrmittel und der aktuellen notfallmedizinischen Ausrüstungen: Trainingsphantome einschließlich Kinder- und Säuglingsphantome, Intubationstrainer, Koniotomietrainer, Beatmungsgeräte unterschiedlicher Hersteller, Monitoring/Defibrillatoren, Transporthilfen, sämtliches notfallmedizinisches Equipment
- Direkte Anwendung theoretischer Kursinhalte in praktischen Übungen
- Praktische Übungen: Thoraxdrainagen, Sichtungsübung, Unfallszenario mit Rettung von Verletzten unter Mitwirkung der Feuerwehr, Nabelvenenkatheter usw.
- Seit 2012 Einbeziehung des Trainings-RTW der Rettungsdienstakademie der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), Heide, mit Simulationstechnik
- Interdisziplinarität in der Zusammensetzung des Dozententeams
Als ärztliche Kursleiter empfinden wir die unterschiedlichen Vorkenntnisse und beruflichen Hintergründe der Teilnehmer als immer neue Herausforderung – aber auch als Bereicherung. So wird den Teilnehmenden eindringlich die Verantwortung bei der präklinischen Versorgung bedrohlich Erkrankter oder Verletzter deutlich gemacht, die ein kontinuierliches Training erfordert. Es wird aber auch aufgezeigt, wie sehr gerade in diesem Umfeld die Teamarbeit zwischen Notfallsanitätern und Notärzten Voraussetzung für eine optimale Versorgung der Patienten ist und dass die notärztliche Tätigkeit dann bei aller Konfrontation mit menschlichem Leid auch eine sehr befriedigende ärztliche Tätigkeit sein kann.
Daher freuen wir uns über die Ergebnisse der verpflichtenden Evaluation der Kurse durch die Teilnehmer aus den letzten Jahren. Unser Fazit: „Eine regelhaft exzellente Beurteilung des gesamten Kurses ist ein tolles Ergebnis. Dazu haben auch immer wieder die Anregungen aus dem Teilnehmerkreis beigetragen. Wir danken allen Beteiligten (Referenten, Notfallsanitätern, Mitarbeitern der Akademie, RKiSH) für ihre wertvollen Beiträge – sehen es aber auch als Ansporn für uns, weiter hochqualifizierte notfallmedizinische Fortbildung anzubieten.“
PD Dr. Tilman von Spiegel