Notarzt
12. Dezember 2022
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Für Notfälle digital gerüstet: Ärztekammer Schleswig-Holstein schult erstmals Mediziner zum Telenotarzt

Bad Segeberg, 12. Dezember 2022.

Die Ärztekammer Schleswig-Holstein hat zum ersten Mal eine Fortbildung für Ärzte durchgeführt, die sich zum Telenotarzt weiter qualifizieren. Hintergrund ist der Aufbau eines Telenotarztsystems durch die Rettungsdienst Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH), dessen Start nächstes Jahr mit einer ersten Telemedizin-Zentrale in Pinneberg erfolgen soll. 24 Fachärzte für Notfallmedizin haben sich in Bad Segeberg zum Telemediziner weiterbilden lassen. Dabei müssen die Mediziner unter anderem bereits über 500 Einsätze im Notarztdienst absolviert haben, um künftig als Telenotarzt über Mobilfunk und Bildschirm via Echtzeit-Vitaldatenübertragung in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Rettungsdienstes vor Ort die Behandlung von Notfallpatienten durchzuführen, um die Behandlung von Notfällen noch besser und schneller zu gewährleisten und die Patientensicherheit weiter zu verbessern.

„Telemedizin wird bereits in einigen Teilen Deutschlands erfolgreich praktiziert. Wir freuen uns, dass wir mit Unterstützung der Ärztekammer Nordrhein und Westfalen-Lippe nun auch für Schleswig-Holstein ein Qualifikationscurriculum Telenotarzt verabschiedet haben“, sagt Prof. Dr. Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein.

„Das Telenotarztsystem ist ein ergänzendes System, kein ausschließendes“, betont Vizepräsidentin Dr. Gisa Andresen. „In vielen Einsatzfällen ist oft nicht der manuelle Eingriff des Notarztes wichtig, sondern vielmehr dessen Fachwissen und Entscheidungsbefugnis sowie seine schnelle Verfügbarkeit. Der Telenotarzt ist der notfallmedizinische Experte, der sofort zur Seite steht, um die Behandlung von Notfällen noch besser und schneller zu leisten. Ebenso hilft er, steigende Einsatzzahlen aufzufangen und den traditionellen Notarztdienst zu entlasten“, ist sich das Präsidenten-Duo der Ärztekammer einig, das ebenfalls über die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin verfügt.

Notarzt digital auf Knopfdruck

Bei einem Rettungseinsatz ist Zeit ein wesentlicher Faktor. In der Regel ist beim Einsatz eines Rettungswagens kein Notarzt mit an Bord. Wenn der Notarzt nicht vor Ort ist, sind Notfallsanitäter, Rettungsassistenten und Rettungssanitäter nicht autorisiert, bestimmte Medikamente zu geben oder Behandlungsschritte auszuführen. Mit dem Telenotarzt sind Entscheidungen auch dann verfügbar, wenn kein Arzt vor Ort ist. Die Besatzung eines entsprechend ausgestatteten Rettungswagens (RTW) kann den Telenotarzt durch eine Live-Schaltung in Bild und Ton hinzuziehen. Zusätzlich kann das Rettungsdient-Team die Vitaldaten des Patienten, wie Blutdruck, Puls oder Atmung, in Echtzeit übertragen. Der Notarzt kann Medikamente verordnen und in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Rettungsdienstes notwendige Behandlungsmaßnahmen einleiten.

„Die Anzahl der Rettungseinsätze in Schleswig-Holstein steigt. Dadurch wird mehr Personal benötigt“, erklärt Prof. Dr. Henrik Herrmann. „Durch den bestehenden Fachkräftemangel wird es aber immer schwieriger, ausreichend Notärzte für den Rettungsdienst zu gewinnen. Der Telenotarzt schließt eine Lücke, um zum Beispiel auch die ländlichen Regionen weiterhin gut notärztlich zu versorgen.“

Telenotärzte gibt es bereits in anderen Bundesländern wie Bayern oder Nordrhein-Westfalen. Im Aachener Rettungsdienst-System haben sich die Vor-Ort-Notarzteinsätze um mehr als 50 Prozent reduziert. Die Dauer einer Konsultation des Telenotarztes beträgt rund 10 Minuten. Abhängig vom Einsatzgeschehen kann der Telenotarzt bis zu drei Einsätze nahezu parallel bearbeiten.

Die Fortbildung wurde durchgeführt in Kooperation mit der Rettungsdienst Kooperation in Schleswig-Holstein (RKISH), der Uniklinik Aachen und dem KWB Rettungsdienst Landkreis Goslar.