Hitzeschutz: Dr. Christine Schwill, Anne Schluck, Dr. Gisa Andresen
05. Juni 2024
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Hitzeaktionstag: Patienten über gesundheitliche Risiken durch Hitze aufklären

Unter dem Motto „Deutschland hitzeresilient machen – wir übernehmen Verantwortung“ ruft anlässlich des heutigen Hitzeaktionstags ein breites Bündnis aus Akteuren des Gesundheitswesens dazu auf, Hitzegefahren noch ernster zu nehmen und den gesundheitsbezogenen Hitzeschutz konsequent umzusetzen. Auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein beteiligt sich am Hitzeaktionstag.

„Hitze ist ein großes Gesundheitsrisiko. Auch in Schleswig-Holstein erleben wir infolge des Klimawandels immer öfter Rekord-Temperaturen. Deswegen brauchen wir auch in unserem Bundeslang noch mehr Aufklärung“, sagt der schleswig-holsteinische Ärztekammerpräsident Prof. Henrik Herrmann und erklärt, warum hohe Temperaturen gerade für Kleinkinder, aber auch für ältere und vorerkrankte Menschen eine Gefahr darstellen: „Hohe Temperaturen sind für diese Menschen besonders belastend, weil sich ihr Körper nicht so leicht an die Hitze anpasst. Außerdem nimmt gerade mit zunehmendem Alter das Durstgefühl ab. Der Flüssigkeitsmangel kann schwere gesundheitliche Folgen haben.“

Auch Anne Schluck, hausärztliche Internistin und Vorstandsmitglied der Ärztekammer Schleswig-Holstein, merkt an, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema Hitze zu beschäftigen – gerade auch für Ärztinnen und Ärzte: „In den Praxen sehen wir zunehmend, dass Hitze ein gesundheitliches Problem wird. Wir erleben in den Sommermonaten eine Zunahme an Krankheitsfällen, Krankheitstagen und auch die Hausbesuche in den Pflegeheimen steigen. Deswegen ist es wichtig, Prophylaxe zu betreiben. Wenn wir unsere Patienten vor dem Sommer gut auf die Hitzezeit vorbereiten, können wir davon ausgehen, dass hitzebedingte Erkrankungen seltener auftreten. Dabei ist es auch besonders wichtig, dass wir ältere und chronisch kranke Patienten individuell aufklären.“

Auch Dr. Christine Schwill, Internistin aus Bad Schwartau und wie Schluck Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Schleswig-Holstein, betont die individuelle Begleitung der Patientinnen und Patienten: „Für Patienten mit Vorerkrankungen ist es von großer Bedeutung, dass auch die verabreichten Medikamente und deren Wirkung bei Hitze schon vor einer Hitzeperiode thematisiert werden. So könnten Schmerzpflaster mit dem Wirkstoff Morphium ihre Wirkung bei Hitze schneller entfalten und sogar zum Gesundheitsrisiko für den Patienten werden. Wenn wir mit unseren Patienten das vorher besprochen haben, können wir schneller und effektiver handeln, wenn die Hitze uns erreicht und so auch die vermehrt stattfindenden Einsätze in der Notaufnahme während einer Hitzeperiode verringern.“

Beide Ärztinnen raten dazu, ein „Hitzekit“ bei sich zu tragen, das aus einem Fächer und einer Sprühflasche mit Wasser zur schnellen Abkühlung besteht. 

 „In südlichen Ländern ist dies normal, jeder passt sein Verhalten dem Wetter an und sorgt vor“, sagt Schluck. Auch in den Hausarztpraxen kann Erkrankungen durch Hitze vorgebeugt werden – ob durch bauliche Maßnahmen wie die Installation von Rollos oder Klimaanlagen oder dem Anbieten von mehr Pausen und unentgeltliches Trinkwasser für alle. „Denn es sind ja nicht nur die Patienten, die an heißen Tagen mit der Wärme zu kämpfen haben, sondern auch wir als Arbeitgeber und -nehmer“, gibt Dr. Christine Schwill, zu bedenken.  

Die Ärztekammer Schleswig-Holstein beteiligt sich gemeinsam mit der Klima AG des Ärztenetzes Eutin/Malente mit der Online-Fortbildungsveranstaltung  „Hitze Kompakt“ für Ärztinnen und Ärzte am 11. Und 20. Juni am Hitzeaktionstag. Jeweils ab 19 Uhr beschäftigt sich die Veranstaltung aus mehreren Fachrichtungen heraus mit den Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Körper.