
Bundesverdienstkreuz
Prof. Liselotte Mettler, langjährige stellvertretende Direktorin der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Kiel, ist von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Ministerpräsident Daniel Günther überreichte die Auszeichnung Ende Februar in Kiel.
Mettler habe als Ärztin und Wissenschaftlerin die deutsche, europäische und internationale medizinische Entwicklung in der gynäkologischen endoskopischen Chirurgie und der Reproduktionsmedizin revolutioniert und über sechs Jahrzehnte wesentlich geprägt und vorangebracht, hieß es in der schriftlichen Laudatio. Die Frauenärztin war vier Jahrzehnte lang an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Kiel tätig. 1981 wurde sie stellvertretende Klinikdirektorin, bis 2007 leitete sie die Sektion Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Seit 2008 ist sie freie Mitarbeiterin der Universitätsklinik und Geschäftsführerin des Unternehmens GyneConsulting Kiel. Daneben ist sie Schirmherrin und ehrenamtliche Mitarbeiterin der von ihr mitbegründeten Kieler Schule für gynäkologische Endoskopie, die sie bis zu ihrer Emeritierung leitete. Bis heute veröffentlicht sie wissenschaftliche Artikel und hält Vorträge.
Als stellvertretende Klinikdirektorin war Liselotte Mettler gleichberechtigt an der Implementierung und Weiterentwicklung der minimalinvasiven Chirurgie beteiligt. Trotz anfänglicher Skepsis, mit der sie als Frau in der Chirurgie konfrontiert wurde, ließ sie sich dabei nie entmutigen. Damit ist sie zu einer Pionierin der Gleichstellung von Frauen in leitenden Positionen in der Medizin geworden. 54 Jahre nach der ersten endoskopischen Chirurgie in Kiel ist diese heute weltweit Standard. Liselotte Mettler vermittelte die OP-Technik weltweit und hat damit zum internationalen Ansehen der deutschen Medizin beigetragen.
Auch in der Reproduktionsmedizin hat Liselotte Mettler in Deutschland Geschichte geschrieben. 1982 konnte sie das erste Kieler „Retortenbaby“ zur Welt bringen, das zweite Baby, das in Deutschland durch künstliche Befruchtung auf die Welt kam. Seitdem sind weltweit mehr als zehn Millionen Retortenbabys geboren worden.
In seiner persönlichen Laudatio würdigte Günther die Ärztin für ihren beispiellosen Einsatz: „Sie sind in Ihrem Leben weit über das hinausgegangen, was ein Arzt oder eine Ärztin ohnehin leistet. Sie haben Ihr gesamtes Leben der Wissenschaft und Forschung gewidmet“, so der Ministerpräsident. Mit ihrer Forschung und ihrer praktischen Arbeit habe Professorin Mettler die Möglichkeiten der Medizin enorm erweitert. „Sie haben die Endoskopische Chirurgie in der Gynäkologie gegen alle Widerstände mitetabliert und in unzähligen Operationen verfeinert.“ Auch die In-vitro-Fertilisation in Deutschland habe Mettler maßgeblich mitentwickelt, sagte Günther weiter. „Zahllose Familien haben auch dank Ihrer Forschungsarbeit das Glück eines eigenen Kindes erlebt.“
Lieselotte Mettler habe ihre medizinische Laufbahn überwiegend der Gesundheit von Frauen gewidmet und damit gleichzeitig den Fokus auf die Position von Frauen in der Frauengesundheit gelenkt. „Mit Ihrem harten Einsatz, oft unter dem argwöhnischen Blick männlicher Kollegen, haben Sie auch nachfolgenden Generationen von Ärztinnen den Weg geebnet und damit wichtige Arbeit als Pionierin geleistet“, betonte der Ministerpräsident. „Mit Ihrer Arbeit haben Sie Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen, Patienten und Familien über Jahrzehnte hinweg einen großen Dienst erwiesen.“
Die Leistungen von Professorin Mettler könne man kaum genug würdigen, so Günther. Er freue sich daher sehr, ihr die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse zu überreichen. (PM/RED)