Neuer AV-Chef: Dr. Thomas Maurer
Auf ihrer konstituierenden Sitzung wählte die Abgeordnetenversammlung der KV Schleswig-Holstein den in Leck niedergelassenen Hausarzt Dr. Thomas Maurer zum neuen Vorsitzenden. Sein Stellvertreter ist der in Kiel niedergelassene Gastroenterologe Dr. Michael Schroeder.
Die neu gewählte KV-Abgeordnetenversammlung kam am 18. Januar erstmals zusammen. Zugleich war klar, dass die Versammlung sich einen neuen Vorsitzenden wählen muss, weil der bisherige Vorsitzende Dr. Christian Sellschopp nicht mehr niedergelassen und nicht mehr KV-Mitglied ist. Im Gespräch mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt hatte der Chirurg aus Preetz angekündigt, dass er nach zwölf Jahren an der Spitze der Versammlung nicht mehr zur Verfügung steht (Ausgabe 12/2022). Entsprechend groß war das Interesse der „Arzt-Öffentlichkeit“: Vertreter zahlreicher Verbände und Institutionen verfolgten die konstituierende Sitzung, die von dem in Quickborn niedergelassenen Orthopäden Dr. Zouheir Hannah als Alterspräsident geleitet wurde, bis die neu gewählten Vorsitzenden übernahmen.
Maurer ist seit Jahrzehnten in der Standespolitik im Land engagiert. Seine wohl wichtigsten Aktivitäten entfaltete er in den 13 Jahren als Landesvorsitzender des Hausärzteverbandes. Diesen Vorsitz hat er inzwischen an seinen Praxispartner Dr. Jens Lassen abgegeben. In der abgelaufenen Legislaturperiode war Maurer außerdem Stellvertreter Sellschopps.
Als wichtigste Interessen in seinem standespolitischen Engagement nannte der Allgemeinmediziner die Themen Bedarfsplanung, Zulassung und Honorarpolitik. Für „Renditejäger“ im Gesundheitswesen sieht er keinen Platz – unabhängig von deren Profession. Maurers Mitbewerberin um den Posten war Psychotherapeutin Dagmar Schulz-Wüstenberg. Die in Schleswig niedergelassene Schulz-Wüstenberg hatte ihre Kandidatur u. a. damit begründet, dass sie als Vorsitzende stärker als bislang „moderieren, strukturieren, flankieren“ und „nicht meinungsbeeinflussend“ leiten wolle. Schulz-Wüstenberg erhielt 2, Maurer 36 Stimmen.
Sellschopp wurde anschließend mit stehendem Applaus von der Versammlung verabschiedet. Zur Kritik von Schulz-Wüstenberg sagte er: „Ich glaube schon, dass man sagen darf, was man denkt.“ Maurer kündigte an, sein Amt nicht als „Zeremonienmeister“ zu verstehen und stellte klar: „Die Versammlung bildet sich ihre eigene Meinung.“
Für den Posten des neuen Stellvertreters gab es mit Dr. Michael Schroeder nur einen Kandidaten. Der in Kiel niedergelassene Gastroenterologe bringt ebenfalls viel standespolitische Erfahrung mit. Er ist seit 22 Jahren niedergelassen und hatte einst den Landesverband seiner Fachgruppe gegründet. Das Amt als Regionalvorsitzender im Verband wird Schroeder jetzt abgeben, so wie Maurer zuvor.
Damit verdeutlichten die beiden neuen Vorsitzenden, dass sie an einer Tradition in Schleswig-Holstein festhalten werden: Die Abgeordneten sehen sich primär als Vertreter der gesamten niedergelassenen Ärzteschaft, die in ihren Kreisen und nicht nach Fachgruppen-Listen gewählt werden.
Die Legislaturperiode der neuen Abgeordnetenversammlung dauert bis zum 31. Dezember 2028. 13 der 40 Mitglieder sind neu in der Versammlung. Zehn von ihnen sind weiblich. 22 kommen aus dem hausärztlichen, 14 aus dem fachärztlichen und vier aus dem psychotherapeutischen Bereich. Für die 40 Mandate hatten sich 59 Kandidatinnen und Kandidaten beworben. 49 % der rund 6.000 Wahlberechtigten hatten ihre Stimme abgegeben.
Dirk Schnack