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17. Februar 2023
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Ärztekammer Schleswig-Holstein für PJ-Aufwandsentschädigung

Bad Segeberg, 9. Februar 2023.

Für mehr Wertschätzung und eine Aufwandsentschädigung für Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) spricht sich die Ärztekammer Schleswig-Holstein aus. „Es kann nicht sein, dass Medizinstudierende als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, weil die Kliniken zu wenig Personal vorhalten. Die PJ-Studierenden sollen während des Praktischen Jahres die im Studium erworbenen Kenntnisse vertiefen sowie die ärztlichen Haltungen und Fertigkeiten im direkten Patientenkontakt erweitern können, um bestmöglich auf die ärztliche Tätigkeit vorbereitet zu sein“, plädiert Kammerpräsident Prof. Dr. Henrik Herrmann. Die finanzielle Situation der Medizinstudierenden sei besonders zum Ende des Studiums gekennzeichnet durch finanzielle und zeitliche Belastungen. Viele PJ-Studierende müssten arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Das sei aber nur parallel zur normalen Arbeitswoche nachts und am Wochenende möglich, so dass sich wichtige Ruhezeiten verkürzten. Zusätzlich müssten sich die angehenden Ärztinnen und Ärzte auf ihr drittes Staatsexamen vorbereiten, das direkt auf das PJ folge.

Herrmann weist darauf hin, dass es schlichtweg unethisch sei, dass Medizinstudierende im PJ – auch während der Corona-Pandemie – einen wichtigen Baustein der Gesundheitsversorgung im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) geleistet hätten, aber bei einer Aufwandsentschädigung als Hilfskräfte zweiter Klasse behandelt würden.

„Die finanzielle Absicherung während des Praktischen Jahres kann nicht nur über das Bafög-System erfolgen. Die PJ-Studierenden benötigen eine Aufwandsentschädigung auf einem mindestens existenzsichernden Niveau“, fordert Herrmann. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sei die einzige Klinik im Land, die keine PJ-Aufwandsentschädigung zahle, aber jedes Jahr von Hunderten von Medizinstudierenden profitiere.

„Auch in Bezug auf den Ärztemangel in Schleswig-Holstein ist es wichtig, dass wir unseren ärztlichen Nachwuchs wertschätzen und ihm genügend finanzielle Unterstützung geben, damit er sich voll und ganz auf die medizinische Arbeit konzentriere kann“, so Herrmann. Denn eine frühzeitige Bindung junger Medizinstudierender an die Klinik eröffne später Möglichkeiten, dem Personalmangel entgegenzuwirken.