Axel von Elten

Dr. Axel von Elten bildet im Verbund weiter

Angehende Allgemeinmediziner stehen in Deutschland vor der Herausforderung, ihre nach der Weiterbildungsordnung geforderten Weiterbildungsabschnitte in Kliniken und Praxen in Eigenregie zu organisieren, woraus eine erhebliche Planungsunsicherheit bezüglich Qualität der Weiterbildung, Wohnort und Vergütung resultiert. Das Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital und die befugten Weiterbildungspraxen der Region Flensburg bieten mit der neu geschaffenen, gemeinsamen Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin eine Lösung. 

Dabei werden im Rahmen eines Fünf-Jahres-Weiterbildungsvertrages die klinischen Weiterbildungsphasen nach einem im Vorfeld mit den Weiterzubildenden und den Weiterbildungsstätten abgestimmten Gesamtkonzept absolviert. Hinzu kommt, dass die Notwendigkeit einer Bewerbung um jeweils einzelne Bausteine der Weiterbildung entfällt.


Doreen Richardt

#23 Prof. Doreen Richardt: Wir brauchen mehr Verbundweiterbildung

Die Vorteile von Verbundweiterbildungen liegen auf der Hand: Verbindliche Abschnitte in Klinik und Praxis, Vernetzung, feste Ansprechpartner. Bislang gibt es solche Verbünde in Schleswig-Holstein für drei Fachgebiete. Prof. Doreen Richardt, Vizepräsidentin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, erläutert im Podcast, warum sie sich mehr wünscht.


Verbund aus Sicht des Krankenhauses
Die neue Verbundweiterbildung umfasst eine 36-monatige Klinikphase, in der 24 Monate Allgemeine Innere Medizin in der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation des St. Franziskus-Hospitals absolviert werden können. Darin enthalten sind bereits die notwendigen 12 Monate in der stationären Akutversorgung unter klinischen Bedingungen. Optional wird eine 6-monatige Rotation in die Zentrale Notaufnahme des Medizinischen Klinik-Verbundes Flensburg im DIAKO Krankenhaus ermöglicht. Weitere 12 Monate können in einem klinischen Fach nach Wahl im Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital absolviert werden. Der zweite Teil der Verbundweiterbildung umfasst eine 24-monatige ambulante hausärztliche Praxisphase, für die eine Freistellung seitens der Klinik erfolgt. 
„Wir haben mit Beginn des Jahres diese kompakte Lösung geschaffen, die für alle Beteiligten eine Win-win-Situation darstellt“, sagt der Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation im Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital, Dr. Klaus Weil. „Die angehenden Allgemeinmediziner und -medizinerinnen erhalten eine entsprechende Planungssicherheit in Form eines Fünf-Jahres-Weiterbildungsvertrages, der sämtliche curricularen Inhalte der Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin aus einer Hand anbietet. Und auch wir als Krankenhaus und die niedergelassenen Praxen als weitere Akteure können auf eine höhere Planungssicherheit in Bezug auf den ärztlichen Nachwuchs bauen. Zudem wird die Zusammenarbeit zwischen uns und den Praxen intensiviert und vertieft“, erklärte Weil.

Verbund aus Sicht der Ärztin in Weiterbildung
Sabrina Klaster bestätigt diese Einschätzung. Sie ist die erste Ärztin, die im St. Franziskus-Hospital in das System der Verbundweiterbildung eingestiegen ist. Ursprünglich aus Bayern stammend, lebt sie bereits seit Längerem in Angeln und hatte vor ihrem Medizinstudium bereits Biochemie studiert. Ursprünglich hatte sie sich in der Geriatrie für den 24-monatigen Pflichtteil in der Akutversorgung, den die Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin erfordert, beworben. Während des Vorstellungsgesprächs im Sommer 2023 kam das Gespräch recht zügig auf den damals noch in der Entstehung befindlichen Plan des Krankenhauses. „Mein Interesse war sofort geweckt. Ich habe den Vorteil, während meiner gesamten Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin einen festen Bezugspunkt zu haben, sofort erkannt und wollte daran unbedingt teilhaben“, berichtet Klaster. Im Januar ist sie in ihre fünfjährige Weiterbildung eingestiegen und freut sich, dass das Ganze auch mit Familie viel zuverlässiger planbar ist, als wenn sie sich für alle erforderlichen Teile bei verschiedenen Stellen eigens bewerben müsste: „Der Radius ändert sich einfach weniger, alles ist organisierter und ich habe direkt gute Kontakte in der Region.“ 
Was sie nach der abgeschlossenen Weiterbildung machen möchte, kann Klaster noch nicht genau sagen, findet aber die Geriatrie schon äußerst interessant. „Wir arbeiten hier in der Geriatrie täglich mit multimorbiden Patientinnen und Patienten. Sich damit auszukennen und den ganzen Menschen zu sehen, das ist für mich sehr wichtig. Das wird mir in meiner Zukunft immer helfen – ob nun in einer Klinik oder in einer Praxis. Im Moment fühle ich mich hier sehr wohl und weiß, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.“

Verbund aus Sicht der Praxis
Dr. Axel von Elten (Ärztliche Gemeinschaftspraxis Flensburg-Mürwik) spricht ebenfalls von einer Win-win-Situation für alle Beteiligten: „Ich fand das Thema sofort extrem spannend, denn wir müssen insgesamt mehr tun für den ärztlichen Nachwuchs. Dabei ist dieses Weiterbildungskonzept sehr hilfreich. Wir merken auch in unserer Großpraxis, dass es zunehmend schwieriger wird, Nachwuchsärzte zu gewinnen“, steht für von Elten fest.
Er gibt zu bedenken, dass die Standortsicherheit gerade für Ärztinnen und Ärzte mit Familie eine große Rolle spielt. „Insgesamt ist das Konzept sehr familienorientiert. Wir müssen auch bedenken, dass der Frauenanteil bei den Medizinstudierenden kontinuierlich wächst, und dieses Konzept bringt eine bessere Planbarkeit bspw. in Lebenssituationen wie einer Schwangerschaft mit sich. Der Einsatz der Ärztin kann dann individuell flexibler gestaltet werden und es entstehen weniger große Lücken während der Weiterbildung. Zudem hilft ein derart umfassendes Weiterbildungspaket dabei, den Standort Flensburg für die Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten noch attraktiver zu gestalten.“

Weitere Vorteile der Verbundlösung
Neben der curricular vorgesehenen Rotation während der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin besteht je nach persönlicher Schwerpunktsetzung und nach individueller Absprache auch die Möglichkeit einer Rotation in andere Kliniken und Bereiche des St. Franziskus-Hospital in Flensburg. Die Verbundweiterbildung umfasst zudem einen 80-Stunden-Kurs in psychosomatischer Grundversorgung, sodass sämtliche Kompetenzen für den Erwerb des Facharztes Allgemeinmedizin vermittelt werden. „Die von uns eingeführte Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin ermöglicht sowohl eine strukturelle Verbesserung des Weiterbildungsablaufes als auch eine Optimierung der Weiterbildungsqualität“, ist Weil überzeugt.
In enger Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Verbundweiterbildung der KVSH sowie dem Hausärzteverband Schleswig-Holstein wird dieses Angebot ergänzt durch vier Schulungstage pro Jahr für Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung Allgemeinmedizin, die in Bad Segeberg oder Kiel stattfinden, ein Traineeprogramm der KVSH sowie einen direkten Draht zum Praktiker „Frag den Doc“. 
Die während der stationären Weiterbildung anfallenden Kosten übernimmt das Malteser Krankenhaus gemäß Tarifvertrag, die Kosten der ambulanten hausärztlichen Phase werden durch die niedergelassenen Weiterbilder getragen. Die Ärztinnen und Ärzte haben Anspruch auf sämtliche Leistungen, die für Mitarbeitende der Malteser Norddeutschland gGmbH verfügbar sind und bei Bedarf werden Kinderbetreuungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.  
(PM/RED)