Anne Schluck

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Auf das Konto des Gesundheitssektors gehen 5,2 % aller CO2-Emmissionen. Die Gesundheitsbranche ist nicht nur Verursacher, sondern trägt die Auswirkungen des Klimawandels wie keine andere Branche zeitgleich selbst.

„In Schleswig-Holstein spüren wir im gesamten Land eine Motivation, das Thema Nachhaltigkeit zu bearbeiten“ so Prof. Kerstin von der Decken, Gesundheitsministerin des Landes Schleswig-Holstein, auf dem Jahresempfang der Techniker Krankenkasse in Kiel. Aufklärungsarbeit für Bevölkerung und Fachpersonal im Gesundheitswesen stelle das Ministerium bereits umfassend auf ausgewiesenen Homepages zur Verfügung, auch der ambulante Bereich werde mit Fachwissen unterstützt und die Klinikemissionen seien im Fokus des Ministeriums. „Wir müssen Faktoren erkennen, eindämmen und handeln. Die Versorgung darf dabei aber nicht leiden“, sagte von der Decken. Dass Maßnahmen sinnvoll und wohlüberlegt sein sollten, forderte auch Mathias Schröder. Schröder ist stellvertretender Vorsitzender der bpa-Landesgruppe Schleswig-Holstein und Geschäftsführer des Pflegedienstes To Hus is to Hus GmbH. 27 Fahrzeuge werden für die Wege zu seinen Kunden benötigt, nur eines davon ist ein Elektroauto. „Wir haben versucht, mehr Elektroautos einzusetzen. Dies ist aber in der praktischen Umsetzung einfach nicht möglich“ so Schröder. Die Fahrzeuge werden Tag und Nacht genutzt, in der Woche und auch an den Wochenenden. Die verfügbare Zeit, um eine Batterie zu laden, sei nicht ausreichend, außerdem gebe es zu wenige Ladesäulen. Schröder berichtete jedoch, dass Nachhaltigkeit in seinem Team motiviert verfolgt werde, u.a. in der Medikamentenausgabe für die Patienten.

Motivation, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, verspürt auch Anne Schluck, niedergelassen in Gemeinschaftspraxis in Eutin, Vorstandsmitglied der Ärztekammer und Vorsitzende des Ärztenetz Eutin-Malente, bei ihrem Praxis­team und ihren Kollegen. „Natürlich müssen auch wir weiterhin Einmalspritzen nutzen – aber dort, wo wir nachhaltig arbeiten können, versuchen wir es“, versicherte Schluck. Die Praxis biete den Mitarbeitern E-Bike-Leasing an, sei auf dem Weg zu einer papierfreien Praxis und nutze Patientengespräche, um niedrigschwellig Einfluss auf deren umweltbewusstes Verhalten zu nehmen. „Wir sollten uns immer darauf konzentrieren, was wir bereits erreicht haben und umsetzen und nicht nach den Sünden der anderen fragen“, so Schluck. 


Dass das UKSH noch einige Sünden in Bezug auf den Klimaschutz aufweist, ist gemäß Vivian Viktor Zabel, Dezernat Facility 
Management am UKSH, unumstritten. Doch ein Blick auf die eingeleiteten Maßnahmen zeige, dass ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den Krankenhäusern des Landes zu spüren ist. „Wir sind in Schleswig-Holstein in der Krankenhauslandschaft eng vernetzt und tauschen uns zu unseren Maßnahmen aus, lernen voneinander und hinterfragen gemeinsam, was an welcher Stelle noch unternommen werden kann“, sagte Zabel. 
Jeden beim Thema Nachhaltigkeit mitzunehmen – sowohl die 15.000 Beschäftigten der Techniker Krankenkasse als auch rund 12 Millionen Versicherte – ist ein Hauptanliegen von Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der TK. „Wir freuen uns über jeden Brief, den wir nicht mehr verschicken müssen, über jede klimaneutrale Dienstreise und nachhaltige Energiegewinnung“, so Ballast. In der Versorgung werde ein Fokus auf Prävention gelegt, denn „am umweltfreundlichsten ist die Leistung, die gar nicht erst erbracht wird“, ist sich Ballast sicher. 

Auch Dr. Maike Benson, Leiterin des Gesundheitsamtes in Kiel, hält Prävention für einen Schlüsselfaktor. Sie berichtete u.a., wie die Auswirkungen des Klimawandels durch Hitzeschutzmaßnahmen abgemildert werden können. 
Im Gespräch bleiben, sich austauschen, Informationen sammeln und nutzen und gemeinsam neue Wege gehen – dies gelingt nur mit intrinsischer Motivation und einer guten Vernetzung, ist sich Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung sicher – dies sei in Schleswig-Holstein bei allen Akteuren zu spüren.
Astrid Schock