Dr. Leon Iden

Dr. Leon Iden hilft dem Nachwuchs

Wie schwer war es, den eigenen beruflichen Weg zu finden? Rückblickend wird für manche Ärztinnen und Ärzte deutlich, dass neben Fleiß und Planung auch Glück und Zufall keine unbedeutende Rolle gespielt haben. Bei fast allen kommt hinzu, dass sie im beruflichen Umfeld von anderen Menschen entweder unterstützt oder gehemmt wurden. 

Unterstützung muss aber kein Zufall sein. Über Mentoring-Programme ist eine systematische Begleitung durch erfahrene 
Kolleginnen oder Kollegen möglich. Ein solches Programm bietet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie schon seit 2021 an. Die Mentoren des DGK-Programms stammen aus allen Tätigkeitsbereichen und sind in verschiedenen Positionen tätig, damit die Mentees Unterstützung in möglichst vielen unterschiedlichen Situationen erhalten können. Der individuelle Bedarf entscheidet auch darüber, ob jemand nur ein kurzes Beratungsgespräch oder eine intensive Begleitung über mehrere Jahre wünscht und erhält. 

Die DGK hat für das Programm eine „Task Force Mentoring“ gegründet, der auch Dr. Leon Iden aus Bad Segeberg angehört. Er hat sich für die Unterstützung entschieden, weil er nach eigenen Angaben selbst in seiner beruflichen Laufbahn massiv von Mentoren profitiert hat und aus eigener Erfahrung weiß, wie wertvoll eine persönliche Unterstützung sein kann. 
 

Podcast des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes

Staffel 5 #17: Dr. Leon Iden: So wertvoll ist Mentoring 

Warum aber hat sich gleich eine ganze Fachgruppe aufgemacht, den Nachwuchs zu unterstützen? Zum einen sind es die vielfältigen möglichen Karrierewege in der Kardiologie und die vielen Subspezialisierungen, zum anderen die unterschiedlichen Voraussetzungen hinsichtlich Arbeitsort, persönliche Rahmenbedingungen, Förderungszugang und Grad der Vernetzung, die das Programm notwendig erscheinen lassen. Die DGK hat den Vorteil, dass sie nicht nur Expertise bündelt, sondern auch eine breit gefächerte Zusammensetzung bietet – aus Niederlassung, Klinik und Forschung, aus den Universitäten, aber auch aus anderen Einrichtungen. 

Die neunköpfige bundesweite Task Force um die Vorsitzende Dr. Karin Rybak aus Dessau-Roßlau hat unterschiedliche Formate für das Mentoring ausgearbeitet:

  • Ein „Speed-Mentoring“ fand online statt und richtete sich im ersten Semester des Jahres an alle interessierten DGK-Mitglieder. Kurz nach der Jahrestagung konnten sich die Interessierten mit mindestens zwei erfahrenen Kardiologinnen und Kardiologen zu ihren individuellen Erfahrungen austauschen. 
     
  • Ein weiteres „Speed-Mentoring“ wird auf den Herztagen der DGK vor Ort angeboten. Auch hier besteht die Möglichkeit, sich mit mindestens zwei Mentoren oder Mentorinnen auszutauschen. Terminiert ist es für dieses Jahr auf den 27. September in Hamburg. 
     
  • Ein drittes Format, „Mentoring individuell“, richtet sich stark nach den Bedürfnissen der Mentees. Es beinhaltet langfristige und ortsnahe Begleitung mit persönlichen Terminen ohne Vorgaben. Es bietet die Chance, längerfristige Ziele zu definieren und gemeinsam zu verfolgen, Zwischenschritte zu besprechen. Das Angebot ist jedoch wegen des hohen Aufwands limitiert. 
    Iden erläutert, wie man sich das Mentoring vorstellen kann: „Es sollte eine offene und ehrliche Kommunikation stattfinden. Schwächen müssen ohne Sorgen kommuniziert werden dürfen.“ Fest stehe auch, dass es auf Basis des Mentorings zu keiner Diskriminierung kommen dürfe und die Zusammenarbeit jederzeit respektvoll zu sein habe. Die ausgetauschten Inhalte bleiben – so lange nichts anderes vereinbart wurde – streng vertraulich. Iden rät dazu, dass sich beide Partner des Programms – auch die Mentees – sorgfältig auf die Treffen vorbereiten, um möglichst viel Unterstützung generieren zu können. Auch sollte die Erwartung an Dauer und Frequenz des Mentorings vorab abgestimmt und dokumentiert werden. Und es sollte festgelegt werden, wie man sich gegenseitig am sinnvollsten kontaktiert. 

    Wie groß die Bereitschaft erfahrener Kolleginnen und Kollegen aus der Kardiologie ist, Jüngere zu unterstützen, zeigt sich an der langen Liste der Mentoren und Mentorinnen, die auf der DGK-Seite einsehbar ist – sortiert nach dem jeweiligen Gebiet Klinik, Praxis oder Forschung, dem Schwerpunkt und nach Orten. Aus Schleswig-Holstein sind bislang neben Iden in Bad Segeberg (Elektrophysiologie, Klinik und Speed-Mentoring), PD Dr. Mohammed Saad aus Kiel (für Forschung, interventionelle Kardiologie, Klinik und Klinische Forschung) und Prof. Roland Tilz (Elektrophysiologie, Klinik und Speed-Mentoring) aus Lübeck in der Liste vertreten. Auf der DGK-Seite finden Interessierte auch die Möglichkeit, sich als Mentoren oder Mentees zu bewerben. 

    Aus Schleswig-Holstein sind bislang nur Männer in der Mentorenliste. Ob die Unterstützung von männlicher oder weiblicher Seite kommt, ist für Iden vom Einzelfall abhängig. Er stellte im Podcast mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt klar, dass aus seiner Sicht nicht das Geschlecht darüber entscheidet, ob jemand im Mentoring gute Begleitung leisten kann oder nicht. Iden erzählt dazu eine treffende Geschichte aus der griechischen Mythologie: Als Odysseus in den Trojanischen Krieg aufbricht, gibt er seinen Sohn Telemachos in die Obhut seines Freundes – Mentor. Der schafft es jedoch nicht, Telemachos Rechte gegenüber Dritten angemessen zu verteidigen – das gelingt der Zeus-Tochter Athene. Die Rolle Mentors ist damit zwar namensgebend für den erfahrenen und im besten Fall klug beschützenden und wohlwollenden Berater – eine Frau hat die Rolle aber besser ausgefüllt. 
    Für Iden besteht kein Zweifel, dass sich beide Geschlechter für Mentoring-Programme interessieren und bewerben sollten – für beide Rollen. In der Task Force der DGK ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. 
    DIRK SCHNACK
     

Zur Person

Dr. Leon Iden ist seit Mai Chefarzt der Elektrophysiologie am Herz- und Gefäßzentrum Bad Segeberg. Der 39-jährige gebürtige Berliner hat nach seinem Studium an der der Uni Rostock 2012 als Arzt in Weiterbildung am Herzzentrum in Bad Segeberg begonnen. 2015 erfolgte ein Ausbildungsschritt am Deutschen Herzzentrum in München, 2016 wurde er Leiter der Abteilung für Elektrophysiologie, 2019 leitender Oberarzt der Rhythmologie. 
2023 veröffentlichte Iden zusammen mit Dr. Martin Borlich und Prof. Philipp Sommer das Buch „Invasive Elektrophysiologie für Einsteiger“. Das Buch erklärt die wesentlichen Grundlagen und richtet sich vor allem an Einsteiger, die einen Zugang zu dem komplexen Fach gewinnen möchten. 2020 hat Iden die Ausbildung für den Bereich der Invasiven Elektrophysiologie im Rahmen der Zusatzqualifikation für Mediziner übernommen. Unter seiner Führung wurde das Zentrum zum Vorhofflimmer-Zentrum der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sowie zum internationalen Trainingszentrum der europäischen Herzrhythmusgesellschaft (EHRA) zertifiziert. (PM/RED)